ABROGATE - Stratifizierung von Patienten mit Weizenallergie
Kurzname: | ABROGATE |
Projekt Gruppe: | Dr. Barbara Maier |
Finanzierung: | BMBF, 01EA2106C |
Laufzeit: | 2021 - 2024 |
Zuwendungs-empfänger: | Karlsruher Institut für Technologie (KIT) |
Nahrungsmittelallergien treten insbesondere unter dem Einfluss von Kofaktoren wie körperlicher Anstrengung, Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS), Stress, Infektionen und Alkohol auf. Eine anstrengungs‐induzierte Nahrungsmittel‐Anaphylaxie (food‐dependent exercise‐induced anaphylaxis; FDEIA) ist eine häufige IgE‐vermittelte Variante, die vorliegt, wenn die allergische Reaktion nur bei Vorhandensein solcher Kofaktoren auftritt. Die Symptome einer FDEIA beginnen 30–480 min nach Nahrungsaufnahme gefolgt von Kofaktoren und reichen von Urtikaria bis hin zum anaphylaktischen Schock. Die weizen-abhängige FDEIA (WDEIA) ist die am besten untersuchte Modellkrankheit für diese Variante der Nahrungsmittelallergie. Das hauptverantwortliche Allergen für WDEIA ist ω5‐Gliadin. Körperliche Anstrengung senkt als Kofaktor einer Nahrungsmittelallergie die Reaktionsschwelle und erhöht den Schweregrad der Reaktion. Die zugrunde liegende Pathophysiologie von WDEIA ist jedoch noch nicht vollständig verstanden.
Ziel des Vorhabens war, Mechanismen der Nahrungsmittelsensibilisierung und -allergie zu untersuchen, die es erlauben, prädisponierte Personen und Präventionsziele der Weizenallergieentstehung über die Haut und über den Darm zu erkennen.
Zunächst wurden WDEIA‐Patienten charakterisiert und in vier Gruppen eingeteilt: 1) allergische WDEIADarm, 2) allergische WDEIAHaut, 3) sensibilisierte (IgE), aber klinisch tolerante Patienten (IgESens), und 4) tolerante Patienten ohne nachweisbare IgE‐Antikörper (IgEabs). Dazu wurden allergene Testlösungen aus Gluten, Weizenproteinhydrolysaten und isolierten Glutenfraktionen und Glutenproteintypen für den Basophilen Aktivierungstest (BAT) bereitgestellt. Im BAT zeigten die ω5-Gliadine und die hochmolekularen Gluteninuntereinheiten (HMW-GS) und ein schwach hydrolysiertes Weizenprotein die besten Ergebnisse in Bezug auf Sensitivität und Spezifität bei der Diskriminierung zwischen WDEIA-Patienten und Kontrollpersonen.
In einem Roggenbrot, auf das ein WDEIA-Patient reagiert hatte, wurden drei für WDEIA bekannte Epitope aus HMW-GS identifiziert, die sowohl in Weizen als auch in Roggen vorkommen. Die ergänzende Western Blot Analyse zeigte eine Reaktion von Proteinen aus Weizenvollkornmehl, Roggenvollkornmehl und Secalinen mit dem Serum des WDEIA-Patienten an. Bei den untersuchten weiteren Lebensmitteln lag der Glutengehalt in den Backwaren zwischen 6,1 g/100 g (Brot) und 14,3 g/100 g (Semmel) und bei panierten Fleischwaren bei 1,1 g/100 g. In Duschgel und Shampoo konnte kein Gluten nachgewiesen werden.
Zudem wurden die Konzentrationen an Gliadin in Tape Strip-Proben von der Haut von WDEIA-Patienten nach Atopie-Patch Test mit Weizengluten, schwach hydrolysiertem Weizenprotein und einem flüssigen hydrolysierten Weizenglutenpräparat bestimmt. Es zeigten sich Unterschiede in der perkutanen Resorption je nach Glutenpräparat, je nach Strip und je nach Patient. Insgesamt leisten die Ergebnisse einen Beitrag zur weiteren Aufklärung der Pathophysiologie von WDEIA.
