Forschung
Wir erforschen die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mikrobiom und Immunsystem auf funktionaler und molekularer Ebene. Der menschliche Körper beherbergt ein vielfältiges mikrobielles Ökosystem, mit dem wir im Laufe der Evolution eine wechselseitige Beziehung aufgebaut haben. Unser Ziel ist es, zu verstehen, wie kommensale und pathogene Mikroben die Entwicklung, Regulation und Fehlfunktion des Immunsystems beeinflussen – und wie diese Interaktionen zur Entstehung und zum Fortschreiten entzündlicher und maligner Erkrankungen beitragen. Durch die Verbindung von Grundlagenforschung mit translationalen Ansätzen möchten wir das klinische Verständnis der Rolle des Mikrobioms in Gesundheit und Krankheit erweitern und Mikrobiom-basierte Therapieansätze entwickeln.
Die Rolle des Mikrobioms beim multiplen Myelom und Therapieansprechen
Das multiple Myelom ist die zweithäufigste maligne Bluterkrankung und entsteht durch die klonale Expansion abnormaler Plasmazellen im Knochenmark. Trotz erheblicher therapeutischer Fortschritte bleibt die Erkrankung unheilbar; Infektionen infolge krankheits- und therapiebedingter Immundysfunktionen stellen weiterhin eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität dar. Zunehmende Evidenz deutet darauf hin, dass das Darmmikrobiom den Krankheitsverlauf sowie das Therapieansprechen maßgeblich beeinflussen könnte. Unsere Forschung untersucht, wie individuelle Mikrobiom-Signaturen die Krankheitsprogression und Behandlungsergebnisse von Patientinnen und Patienten modulieren, die sich unterschiedlichen Therapien unterziehen – darunter autologe Stammzelltransplantation und CAR-T-Zell-Therapie.
Escherichia coli und dessen Einfluss auf die mukosale Immunität
Der kommensale Escherichia coli ist ein typischerweise harmloser Darmbewohner, der in geringer Zahl vorkommt und zu den ersten mikrobiellen Pionieren zählt, die den Darm unmittelbar nach der Geburt besiedeln. Unter bestimmten klinischen Bedingungen – etwa bei immunsupprimierten Krebspatienten – kann E. coli jedoch in einen opportunistischen Krankheitserreger übergehen und schwere, potenziell lebensbedrohliche Infektionen auslösen. Unsere Forschung untersucht, wie E. coli die Entwicklung des mukosalen Immunsystems prägt und langfristig entzündliche Prozesse im Darm beeinflusst.
Die Rolle von mukosalem Immunglobulin (Ig) für die Aufrechterhaltung der Homöostase der Darmmikrobiota
Immunglobulin A (IgA) ist der vorherrschende Antikörper an mukosalen Oberflächen. Dort prägt er das Darmmikrobiom und trägt wesentlich zur Aufrechterhaltung der symbiotischen Beziehung zwischen Wirt und Mikrobe bei. Während entzündlicher Prozesse im Darm können jedoch auch andere Immunglobulin-Isotypen auftreten, die mit der Mikrobiota interagieren und den Krankheitsverlauf modulieren. In Kooperation mit Expertinnen für Schweineimmunologie an der TUM (Prof. F. Ebner, Lehrstuhl für Infektionspathogenese) untersuchen wir in einem klinisch hochrelevanten Schweinemodell, wie unterschiedliche Immunglobuline zur Darmimmunität beitragen und entzündliche Prozesse beeinflussen